Bernkastel-Kues. Diese lästigen Pfunde um die Hüften! Wie man sie loswerden kann? Bei Barbara Jakobs gelingt\'s im Handumdrehen: während der sechs Tage im Jahr, in denen sie 200 000 Menschen unter einen Hut bekommen muss. Denn sobald das Weinfest der Mittelmosel vor der Tür steht, herrscht in der Tourist-Info Bernkastel-Kues Hochbetrieb. Da vergisst man schon mal die Mittagspause - trotz der duftenden Bratwürste und Flammkuchen vor der Haustüre. Und dann ist da noch die flüssige Verlockung, der vom 30. August bis 3. September an den 32 Weinständen auf der 300 Meter langen Weinstraße gar niemand widerstehen soll. Wie viele Flaschen die Festbesucher leeren, bleibt zwar ein Geheimnis, aber 22 000 Gläser mit mehr als 400 Weinsorten sind gleichzeitig im Umlauf, von denen meist 10 000 nicht mehr den Weg zurück ins Spülbecken finden, sondern in Küchenschränke und Vitrinen wandern. Die Zahl der Bierstände ist übrigens gleich null. Aber der Weg zur nächsten Gaststätte ist ja nie weit. Damit die Gäste überhaupt kommen, machen 200 Plakate bis zu Orten am Rhein Lust aufs Fest. Mehr als die Hälfte der Leute macht sich ohnehin übers Internet schlau. Vor Ort weisen ihnen Hunderte zusätzlicher Hinweisschilder den Weg zu den etwa 5000 Parkplätzen, und 600 Meter Absperrgitter zeigen, wo\'s nicht langgeht. Ab Donnerstag beziehen bei gemeldeten 21 Grad die Redner, zehn Toilettenfrauen und nacheinander knapp 50 Bands ihre Einsatzorte mit drei bis 50 Musikern. Rund geht\'s ab Freitag auf dem Rummel, wo das 90 Stundenkilometer schnelle und 30 Meter hohe Fahrgeschäft Tornado alle Rekorde bricht. Knallbunt wird\'s am Samstag auch beim Feuerwerk, bei dem 1,5 Tonnen Böllerstoff in den Himmel gejagt werden. Dank der 5000 Raketen macht\'s "Aaaaah!" uund "Oooooh!", und den Feuerwehrleuten bereitet\'s Aaaaarbeit. Sie müssen Brandwache leisten. Und beim Festumzug am nächsten Tag sind sie natürlich auch dabei. Als Ordner. Neben den 180 Feuerwehrleuten stehen beim Weinfest der Mittelmosel 80 Sanitäter und Ersthelfer parat. Tausende Helfer halten insgesamt den Laden und den Umzug am Sonntag am Laufen. Da gehen übrigens von null - im Bollerwagen - bis 80 Jahren alle mit, die sich dem Fest verbunden finden. 1600 Uniformierte nehmen sich den 2000 Meter langen Weg vor, dem sich kein Autofahrer in den Weg stellen darf. Wer\'s doch tut, wird abgeschleppt, und Knöllchen gibt\'s vor allem für die, die Fluchtwege zustellen. Am nächsten Morgen hat die Großkehrmaschine freie Bahn. Und am Weinfest-Dienstag muss das 13-köpfige Team von Bauhofleiter Markus Ruf mit bis zu 17 Extrahelfern 25 Tonnen Müll zum Berg tragen. Tja. Wo Gewicht fällt, fällt\'s an anderer Stelle an.