Vom Wahlmann zum Wahlkämpfer

Daun/Gerolstein · Für einige Tage hat er die politische Bühne noch allein für sich: Der Dauner Polizeichef hat sich am Montag als Bewerber für die Nachfolge von Landrat Heinz Onnertz vorgestellt. Wen die CDU ins Rennen schickt, soll kommende Woche feststehen.

Daun/Gerolstein. Im März hat der "Eifeler Schutzmann" (O-Ton Heinz-Peter Thiel) noch den neuen Bundespräsidenten Joachim Gauck mitgewählt. Damals hat er wohl nicht geahnt, dass er nur ein paar Monate später selber um Stimmen kämpfen wird - um die Stimmen der wahlberechtigten Bürger im Landkreis Vulkaneifel. Sie werden am 2. Dezember entscheiden, wer Nachfolger von Heinz Onnertz im höchsten Amt des Kreises wird. Darum bewirbt sich Heinz-Peter Thiel, seit 2003 Chef der Polizeiinspektion Daun, der am Montag offiziell als Kandidat für die Landratswahl vorgestellt worden ist.
Die Freude darüber, einen aus ihrer Sicht chancenreichen Bewerber gefunden zu haben, steht den Vertretern der Unterstützer - SPD, FWG und Bündnis 90/Grüne - bei der Präsentation nicht nur ins Gesicht geschrieben, sie machen auch gar keinen Hehl daraus.
"Haben wir das nicht super hingekriegt?", fragt beispielsweise die FWG-Kreisvorsitzende Karin Pinn in der Gewissheit, dass Astrid Schmitt (SPD-Kreisvorsitzende) und Karl-Wilhelm Koch (Grüne) sicher nicht mit "Nein" antworten werden.
Karin Pinn berichtet, dass sie Thiel schon als möglichen Nachfolger von Onnertz im Sinn hatte, allerdings als Option, wenn der Landrat bis Ende seiner Amtszeit 2015 weitergemacht hätte. Aber mit der Ankündigung von Onnertz, schon am 31. März 2012 in den Ruhestand zu gehen, waren alle langfristigen Überlegungen passé, und auch für Astrid Schmitt der Anlass, intensiv über einen Nachfolger nachzudenken: "Es ist interessant, dass Karin Pinn und ich parallel eine ähnliche Idee hatten." Aus der Idee ist spätestens seit Montag Realität geworden.
Tiefe Gräben im Kreistag zwischen BUV und CDU auf der einen und Grünen, SPD und FWG auf der anderen Seite, miserable Finanzlage und nicht zuletzt die Sorge, dass der Landkreis Vulkaneifel nach einer Reform der Kreise nicht mehr existiert: Warum hat Thiel angesichts dieser nicht gerade einladenden Begleitumstände als erster Kandidat seinen Hut in den Ring geworfen? "Aus meiner Sicht hat der Kreis durchaus noch eine Perspektive", sagt Thiel, und allen Unkenrufen zum Trotz stelle er sich der Verantwortung und kandidiere für das Amt des Landrats.
Überhaupt spricht er viel davon, dass er die Chance sieht, dass der Kreis noch lange erhalten bleibt. "Dafür werden wir uns sicher mehr als heute zusammenraufen müssen und uns als Einheit präsentieren, damit der Kreis Vulkaneifel erhalten bleibt." Er appelliere an alle Beteiligten, "die Differenzen zurückzufahren".
Aussagen, im Kreis sei man so heillos zerstritten, dass man ihn auch gleich auflösen könne, seien "absoluter Unfug." Der Kreis sei kein "Sonderangebot", das den Nachbarkreisen zum Kauf zur Verfügung stehe.
Das schlechte Image des Kreises treibt auch Karl-Wilhelm Koch um. "Deshalb ist es wichtig, dass ein parteiloser Kandidat antritt. Einer mit Parteibuch wäre aus meiner Sicht nicht Teil der Lösung, sondern Fortschreibung des Problems." Auf den nun anstehenden Wahlkampf freue er sich, denn: "Wir packen das!"Meinung

Die Spannung steigt
Fest steht: SPD, FWG und Grüne haben es geschafft, einen Landratskandidaten zu finden, der gute Chancen hat, bei der Wahl im Dezember erfolgreich zu sein. Eine bekannte, von den Querelen der vergangenen Monate unberührte und über Führungserfahrung verfügende Person sollte es sein. Mit Heinz-Peter Thiel stellt sich einer zur Wahl, der diese Qualifikationen mitbringt. Seine Kandidatur setzt die CDU gehörig unter Druck. Denn, wen auch immer sie ins Rennen schickt, ein Selbstläufer wird das nicht mehr. Die Spannung steigt. s.sartoris@volksfreund.deExtra

Heinz-Peter Thiel ist am 21. Dezember 1962 in Prüm geboren, aufgewachsen ist er in Willwerath bei Prüm. Der 49-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder (22 Jahre alte Tochter, 19 Jahre alter Sohn) und wohnt seit 1990 in Mürlenbach. Polizist ist er seit 1979, seit 2003 leitet er die Polizeiinspektion in Daun. Zu seinen Hobbys gehören Rennradfahren, Sportbogenschießen und Motorradfahren. sts

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