(Video/Fotos) Nach Schlammlawine im Busental: Hang muss gesichert werden

Trier · Eine rotbraune Lawine aus dickem Schlamm hat am Montagabend das Busental in Trier überrollt. Die Erdmassen rissen Baumstümpfe, Strommasten, ein Auto und einen Schuppen mit sich. Verletzt wurde niemand. Die Abrisskante des Hangs soll in den nächsten Tagen mit einem Spezialbagger gesichert werden.

(Video/Fotos) Nach Schlammlawine im Busental: Hang muss gesichert werden
Foto: Theo Janca

Die schlimmsten Auswirkungen der starken Regenfälle vom Montag sind erst am Dienstag bekannt geworden: Im Busental unterhalb des Markusbergs haben sich gut 1000 Kubikmeter Erde gelöst.

Über und über blühende Bauerngärten, Erdbeerpflanzen auf der Fensterbank, Sitzecken, Mäuerchen aus Naturstein, Fachwerk an einem Hausgiebel und rundherum grüne Hänge: Das Trierer Busental ist ein Idyll. Und am Montag nur knapp einer Katastrophe entgangen.
Eine riesige Schlicklawine hatte sich gegen 15 Uhr genau zwischen den Häuserfassaden den Berg hinuntergewalzt. Wäre einer der rund ein Dutzend Menschen, die in der Handvoll Häuser wohnen, draußen gewesen, etwa um das Auto in die Garage zu fahren, er hätte wohl keine Chance gehabt. Etwa 1000 bis 1200 Kubikmeter Schlamm - das entspricht rund der Hälfte der Wassermenge, die ins Schwimmerbecken im Trierer Freibad Nord passt - haben sich in die kleinen Straßen der Siedlung ergossen.
Einen riesigen Baumstumpf von etwa 1,50 Meter Durchmesser inklusive rund vier Meter breiter Wurzel hat die Schlammlawine mit sich den Hang herunter gerissen. Die in Bewegung geratenen Erdmassen hatten so viel Kraft, dass sie einen Mercedes-Kombi mehrere Meter vor sich herschoben. Ein Schuppen wurde komplett umgewalzt. Strommasten knickten wie Streichhölzer. Einen Stromverteilerkasten begrub der Schlick unter sich.
Mit eigenen Augen gesehen hat keiner der Anwohner im Busental das Naturereignis. "Meine Schwiegermutter hat's nur gehört - erst ein lauter Knall, dann sekundenlanger Lärm. Das war's", sagt einer.

In Gummistiefel und mit Schaufeln

Student Theo Janca kam gegen 17.30 Uhr nach Hause. Der 25-Jährige studiert Umweltgeowissenschaften - wozu auch Bodenkunde gehört. "Sowas kann halt passieren, wenn eine so große Menge Wasser in einen Hang eindringt", sagt Janca. Die Erdschicht über dem Fels und dem Sandgestein des Markusbergs sei etwa drei bis vier Meter dick. "Wird der Grund unterspült, kommt das Ganze ins Rutschen."
In Gummistiefeln und mit Schaufeln in Händen versucht Albrecht Classen am Dienstagnachmittag zusammen mit seinem Schwiegersohn und Nachbarn die Schlammmassen zumindest vor seine Hauswand wegzuschippen. Die Kellerfenster sind mittlerweile mit Holzplatten vernagelt, damit nicht noch mehr Unrat ins Haus gerät. "Gottseidank ist nicht mehr passiert", sagt Classen. Auch das Haus habe außer einer meterhohen Schlammverzierung wohl keinen Schaden genommen. Seit 35 Jahren wohnt Classen im Busental, seine Schwiegermutter bereits seit 85 Jahren. "Aber so was ist hier noch nie passiert", sagt Classen.

"Wie im Fernsehen"

Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts fahren LKW-Ladungen voll Schlamm aus dem Tal. Um die umgerissenen Strommasten kümmern sich Mitarbeiter der Trierer Stadtwerke. "Das ist hier so, wie man es im Fernsehen immer sieht und wenn man dann denkt: die armen Leute", sagt einer der Techniker.
Feuerwehr und Stadtverwaltung hatten den Erdrutsch im Busental am Montag zwischen all den anderen Einsätzen (der TV berichtete) offenbar nicht richtig auf dem Schirm - bei den mehrfachen Anfragen des TV nach den Auswirkungen der starken Regenfälle hatten beide Stellen dieses schlimmste und umfangreichste Ereignis nicht genannt. Dabei war das städtische Tiefbauamt am Montagnachmittag vor Ort. Amtschef Wolfgang van Bellen machte sich ein Bild von der Lage, zumindest halbwegs wurde auch am Montag bereits die Straße freigeräumt.
Am Dienstagnachmittag begutachtet ein Sachverständiger im Auftrag der Stadt den Hang. "An der Abrisskante hat sich ein Überhang gebildet mit 30 bis 50 Kubikmetern Masse", berichtet Tiefbauamtschef van Bellen über das Ergebnis der Begutachtung. Außerdem seien Risse im Erdreich erkennbar und weitere 50 bis 100 Kubikmeter Grund, der abreißen könnte. Akute Gefahr für die Bewohner des Busentals bestünde allerdings nicht. "Wir haben für Donnerstag eine Firma beauftragt, die mit einem Spezialbagger die Abrisskante bearbeitet und die fraglichen Erdmassen so im Hang verteilt, dass alles gesichert ist", erklärt van Bellen. Das Gutachterbüro wird die Arbeiten begleiten - auch, um den Grund für den Erdrutsch zu klären. "Bei den Baggerarbeiten werden die geologischen Gegebenheiten wohl erkennbar werden - bisher ist nicht feststellbar, ob in den Hang fließendes Oberflächenwasser oder eine wasserführende Schicht innerhalb des Hangs die Schlammlawine ausgelöst hat."
Extra: Gerölllawine Trier-West

(Video/Fotos) Nach Schlammlawine im Busental: Hang muss gesichert werden
Foto: Theo Janca

Ursache für die Gerölllawine die sich in Trier-West, oberhalb von Tempelweg und Eurener Straße, am Montag löste (der TV berichtete), war ein verstopfter Bachdurchfluss. Die Unterführung des Irrbachs unter einer Straße hindurch im Eurener Wald war laut Feuerwehr durch fünf bis sechs Kubikmeter Holz und Steine versperrt. Die Stämme seien bis zu drei Meter lang und 30 Zentimeter dick gewesen und hätten sich vor dem Durchfluss verkeilt, sagte Feuerwehrsprecher Markus Witt. Erst als der Durchfluss per Bagger freigelegt war, konnte der Irrbach ungehindert durch den Kanal Richtung Mosel abfließen. Dafür, wie die großen Stämme in den Bachlauf geraten waren, hat die Feuerwehr keine Erklärung. Vandalismus hält Witt nicht für wahrscheinlich, da die Stämme zu dick waren, als dass sie hätten per Hand vor den Abfluss abgelegt werden können.
Am Dienstag dauerten die Aufräum- und Reinigungsarbeiten in Trier-West und Euren an. Mitarbeiter der Stadtwerke, der Stadt und des Technischen Hilfswerks reinigten Straßen und Gullys. Nicht nur THW und Freiwillige Feuerwehren hätten hervorragende Arbeit geleistet, betonte Ratshaussprecher Ralf Frühauf. "Etliche Anwohner hatten am Montag Kanaldeckel abgehoben und gesichert, damit das Wasser schneller ablaufen kann. Das war vorbildlich", lobte Erich Nilles von der Abwasserabteilung der Stadtwerken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort