Trier ist Hochburg der Langfinger

Trier · Trier zählt zu den deutschlandweiten Spitzenreitern bei Ladendiebstählen. Die Polizei verzeichnet einen deutlichen Anstieg innerhalb eines Jahres. Fast alle angezeigten Taten werden aufgeklärt.

In Deutschland gibt es angeblich 35 Klauhochburgen. Und unter den ersten zehn Städten, in denen es die meisten Ladendiebstähle gibt, befindet sich Trier. Jedenfalls nach einer Zusammenstellung des Internetportals billiger.de. Besonders viele Ladendiebstähle hat es demnach 2015 (aktuellere Zahlen liegen wegen der noch nicht veröffentlichten Kriminalstatik des vergangenen Jahres noch nicht vor) in Flensburg gegeben. Auf 100.000 Einwohner kame dort laut billiger.de 1308 Diebstähle. Damit liegt die Stadt im Norden Deutschlands 75 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Auf Platz zwei liegt Saarbrücken mit 1150 Ladendiebstählen auf 100.000 Einwohner. Trier landet auf Rang neun, (1029 Ladendiebstähle und 35 Prozent über dem Schnitt). Da alle Städte, die mehr als 15 Prozent unter der durchschnittlichen Zahl von Ladendiebstählen liegen, als Klauhochburgen gelten, bekommt Trier wie eben Flensburg, Saarbrücken oder Dortmund dieses zweifelhafte Prädikat von dem Internetportal verliehen.

Nachfrage bei der Polizei: Stimmen diese Zahlen denn? Ladendiebstahl, sagt Polizeisprecherin Sabine Bamberg, sei kein Schwerpunkt im Bereich des Polizeipräsidiums Trier. Gerade mal 4,7 Prozent machte dieses Delikt innerhalb der Gesamtstraftaten aus. Allerdings scheinen die von dem Internetportal genannten Zahlen für Trier durchaus zu stimmen. Laut Bamberg hat es 2015 in Trier mit insgesamt 114.000 Einwohnern 1116 Ladendiebstähle gegeben, 2014 waren es 873. Für den gesamten Bereich des Trierer Polizeipräsidiums, zu dem auch noch Idar-Oberstein gehört, wurden 2015 insgesamt 1998 (1699) Ladendiebstähle registriert.

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Damit weist Trier mehr als die Hälfte der im Bereich des Polizeipräsidiums registrierten Ladendiebstähle auf. Als einen Grund nennt Polizeisprecherin Bamberg die "große und einladende Fußgängerzone, die überwiegend mit Geschäften gesäumt ist und dadurch Ladendiebstählen eine große Auswahl an potenziellen Tatorten bietet". Und außerdem: "Als Tourismusstadt zieht Trier jährlich eine Vielzahl von Menschen an." Zudem locke die Nähe zur Grenze auch "überörtlich agierende Täter" an. Das erkläre auch, warum 63,5 Prozent der geschnappten Ladendiebe in Trier ausländischer Herkunft gewesen seien, im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums liegt der Anteil bei rund 50 Prozent. Bamberg stellt jedoch klar, dass unter den nichtdeutschen Tätern auch Touristen, ausländische Arbeitnehmer, ausländische Streitkräfte, international handelnde Täter und Zuwanderer zählten. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer bei Ladendiebstählen im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Trier liege bei 30 Prozent. Die Sprecherin verhehlt nicht, dass durch die angespannte Situation in den Flüchtlingsaufnahmeeinrichtungen vor zwei Jahren, als zeitweise über 3000 Asylbewerber in Trier gelebt haben, sich die Zahl der Straftaten erhöht hat. "Je mehr Menschen, desto mehr Straftaten", erläutert Bamberg.

Aus ihrer Sicht, wie auch aus Sicht des Einzelhandels, gibt es aber noch eine Erklärung für die überdurchschnittlich vielen Ladendiebstähle in Trier: Die Anzahl der Sicherheitsdienste in Geschäften. "Je mehr Detektive eingesetzt sind, desto öfter können Ladendiebe festgestellt und der Polizei mitgeteilt werden", sagt Bamberg. Das wiederum führe dazu, dass mit einer Quote von 91 Prozent fast jeder angezeigte Ladendiebstahl in der Region aufgeklärt werde.

LADENDIEBSTÄHLE IN DER REGION
(wie) Im Bereich der Polizeiinspektion Wittlich wurden 2015 insgesamt 112 Ladendiebstähle gemeldet, bei der Polizeiinspektion Bitburg 187. in Daun 43, in Hermeskeil 34 und bei der Polizei in Saarburg 82.

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