Pflegepersonal dringend gesucht - Berufe sind bei jungen Leuten wenig angesagt

Saarburg/Mainz · Im Gesundheitswesen fehlen Tausende Fachleute. Können mehr Hilfskräfte das Problem lösen?

 Aufmerksame Pflege und liebevolle Zuwendung bestimmen die Lebensqualität im Alter. Foto: djd/Nürnberger Versicherungsgruppe

Aufmerksame Pflege und liebevolle Zuwendung bestimmen die Lebensqualität im Alter. Foto: djd/Nürnberger Versicherungsgruppe

Foto: Foto: djd/Nuernberger Versicherungsgruppe (djd)

Diese Zahlen lassen die Alarmglocken schrillen: Landesweit fehlen bis zum Jahr 2025 allein in den Krankenhäusern rund 2500 Pflegekräfte, in der Altenpflege werden es in Rheinland-Pfalz 5000 fehlende Fachleute sein, wie ein Branchenreport jüngst berichtete. Allein in der Region Trier waren laut der Agentur für Arbeit im vergangenen Jahr rund 1000 Stellen in der Pflege- und Gesundheitsbranche offen. Aktuell sind es 335 Angebote, Tendenz steigend.

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Viele Krankenhäuser und Altenheime suchen händeringend Personal. Doch Pflegeberufe sind bei jungen Leuten wenig angesagt. Arbeitsverdichtung, Schichtsystem, Kosten- und Zeitdruck und in der Region Trier besonders die höheren Nettolöhne der Branche im Nachbarland Luxemburg gelten als Gründe, warum etwa das Saarburger Kreiskrankenhaus mit seinen rund 540 Mitarbeitern und das Altenheim mit 65 Beschäftigten rund ein Drittel ihrer Ausbildungsstellen nicht besetzen können. "Die Lobby von Kranken- und Altenpflegern ist schlecht. Das Image muss massiv verbessert werden", fordert Irene Schuster, Pflegedirektorin im Saarburger Krankenhaus. Hinzu komme der fehlende Wille der Politik, in die Pflege zu investieren. "Wir bekommen ein Mehr und eine bessere Pflege, wenn wir bereit sind, das zu bezahlen", ist Holger Schornick, kommissarischer Leiter der Fachschule für Altenpflege an der Berufsbildenden Schule Saarburg, überzeugt, und verweist darauf, dass selbst Lehrpersonal fehle.

Die Bundesregierung will mit der Pflegeausbildungsreform zwar Abhilfe schaffen: Statt Fachausbildungen für die Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege soll es nur noch eine einheitliche Ausbildung zu "Pflegefachleuten" geben. Das soll die Ausbildung attraktiver machen und entspräche EU-Standards. Allerdings liegt das Reformgesetz seit Monaten auf Eis.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, fordert die rheinland-pfälzische Pflegegesellschaft, die Vorgaben zum Mindestanteil ausgebildeter Fachkräfte zu lockern und Arbeiten stärker an geringer qualifiziertes Personal verteilen zu können. Die Pflegekammer weist den Vorschlag zurück. "Darunter würden die Qualität der Pflege und natürlich die Menschen in den Heimen leiden", sagt der Vorsitzende Markus Mai. Er pocht auf eine Agenda 2035 für die Pflege, die die faire Bezahlung der Arbeitskräfte in den Blick nimmt.

Vor Ort versucht man dem Pflegenotstand mit Werbung und Nachwuchsförderung entgegenzutreten. So gibt es im Kreis Trier-Saarburg seit sieben Jahren ein Netzwerk aus Kranken- und Altenpflegeschulen, Realschule plus in Konz, Arbeitsagentur und Jobcenter Trier-Saarburg, das eine eigene Pflegemesse veranstaltet. "Ziel ist es, zu zeigen, welche Möglichkeiten der Pflegeberuf bietet", sagt Isabell Juchem von der Arbeitsagentur Trier. "Wer eine Ausbildung in der Pflege abschließt, kann sich später den Arbeitgeber aussuchen", weiß Schornick. Im Kreiskrankenhaus ist die Karriere sogar absehbar: "Übernommene Schüler bauen wir als Fachkräfte für den OP-Saal oder die Intensivpflege auf", sagt Schuster. "Eine Jobgarantie."

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