Wir sind Rheinland-Pfalz

Die "Geburt" war alles andere als einfach, das Zusammenfinden ein äußerst mühsames Geschäft und die Entwicklung des als "Land der Reben und Rüben" meist eher mitleidig belächelten Rheinland-Pfalz mehr als schwierig.

Und dennoch: Die Rheinland-Pfälzer haben es in den zurückliegenden 60 Jahren ganz schön weit gebracht - auch wenn sie sich meist noch als Eifeler, Moselaner, Hunsrücker oder Pfälzer verstehen statt als Landeskinder. Was 1946 als "Zufall" oder "Unikum" von der französischen Besatzungsmacht zusammengebunden wurde, war eine aufgezwungene Notgemeinschaft, die allgemein als Provisorium mit sehr begrenzter Lebensdauer angesehen wurde. Dies hat sich zwar im Laufe der Jahrzehnte gelegt, doch das Problem mit dem Wir-Gefühl ist größtenteils geblieben. Während die Saarländer hin und wieder um die Existenz ihres Landes bangen müssen, aber sonst keinerlei Identitätsprobleme haben, tun sich Rheinländer und Pfälzer damit schwer. Wer aus Rheinland-Pfalz kommt, ist noch lange kein überzeugter Rheinland-Pfälzer. In der Landespolitik war es über lange Jahre - und ist es zuweilen heute noch - ein Kreuz, Trierer, Koblenzer und Pfälzer unter einen Hut zu bringen. Für ein Land, das keinen eigenen historischen Kern hat, ist zudem die Ausrichtung auf wirtschaftliche Ballungsräume prägend. Die liegen mit Rhein-Main, Rhein-Neckar, Köln-Bonn oder Luxemburg weitgehend jenseits der Landesgrenzen. Gleichwohl hat das Land einen bemerkenswerten Aufschwung genommen, der vom ehemaligen Armenhaus-Image nichts mehr lässt. Vergleichsweise günstige Arbeitslosenquoten, eine florierende Exportwirtschaft und jede Menge Innovationen auf den geräumten Militärflächen sorgen für Selbstbewusstsein. Vorbei die Zeiten, in denen die Rheinland-Pfälzer in Umfragen als "hinterwäldlerisch" abgetan wurden und Anfang der 90-er Jahre die damalige Landesregierung noch meinte, mit einer Image-Kampagne dieses Bild gerade rücken zu müssen. Dass Rheinland-Pfälzer jetzt meist als "lebensfroh" eingeschätzt werden, damit können alle Landeskinder sicher gut leben. j.winkler@volksfreund.de

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