Ein neuer Maibaum mit Geschichte

Saarburg/Serrig · In Serrig wird an diesem Wochenende erstmals ein besonderer Maibaum aufgestellt. Er besteht aus einem acht Meter hohen Mast, der eine Baumkrone trägt. Der Rat hat sich auf diese Variante geeinigt. Dem vorausgegangen waren eine Diskussion über Sicherheitsbestimmungen und ein deftiger Aprilscherz.

 Der vielseitige Mast von Serrig: Auf ihn wird heute die Krone eines Baumes mit Kranz montiert. Fertig ist der Maibaum. Auch die Karnevalsgesellschaft hat den Mast schon genutzt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Der vielseitige Mast von Serrig: Auf ihn wird heute die Krone eines Baumes mit Kranz montiert. Fertig ist der Maibaum. Auch die Karnevalsgesellschaft hat den Mast schon genutzt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (h_sab )

Saarburg/Serrig. In vielen Orten der Verbandsgemeinde Saarburg werden am Wochenende wieder Maibäume geschmückt und aufgestellt. Woher der Brauch kommt, ist unklar (siehe Extra). Dem Feiern tut das keinen Abbruch.Die Sicherheitsbestimmungen sind da schon eher dazu geeignet, das Feiern zu erschweren. So hat es im vergangenen Jahr zumindest in Serrig einige Aufregung rund um den Maibaum gegeben. Die Folge: Statt mit einem Baum wurde schließlich mit einem drei Meter großen Ast gefeiert und als Aprilscherz landete ein etwa 3,5 Meter langer Baum in der Einfahrt des Ortsbürgermeisters (der TV berichtete). Anlass des Trubels war ein Musterschreiben der Verbandsgemeindeverwaltung, das diese laut Pressesprecherin Susanne Rendenbach nach einer Diskussion in der Ortsbürgermeisterdienstbesprechung verschickt hatte. In diesem Blanko-Schreiben wird die Feuerwehr gefragt, ob sie die Gemeinde beim Aufstellen des Baums unterstützt. Hintergrund: Die ehrenamtliche Feuerwehr ist ebenso wie Vereine nicht versichert, wenn diese den Baum von sich aus aufstellt, die Gemeinde hingegen schon. Außerdem wurde in dem Schreiben auf weitere Vorgaben hingewiesen, die die Wehr zu beachten habe. So müssten die Unfallverhütungsvorschriften und die Straßenverkehrsordnung beim Transport eingehalten werden. Die Höhe des Baums sei dem Standort anzupassen und dürfe 15 Meter nicht übersteigen. Beim Aufstellen sei der 1,5-fache Sicherheitsabstand zu gewährleisten.Auf dieses Schreiben hin entschieden Ortschef Egbert Adam und Wehrführer Reinhard Breidt im Einvernehmen, keinen Maibaum in Serrig aufzustellen (der TV berichtete). Der Drei-Meter-Ast war die schnelle Notlösung. Adam sagt: "Der Baum zuvor war 15 Meter hoch. Doch wenn man sich an die ganzen Vorschriften und Sicherheitsabstände hält, darf man solch einen Baum nicht auf dem Petersplatz aufstellen." Auch Breidt sieht allerlei Risiken, nachdem er eigenen Angaben zufolge einen Juristen befragt hat. So müsse beispielsweise ein Unternehmen den Baum mit entsprechendem Transporter für Überlänge bringen. Ein Sachverständiger müsse den Baum zudem täglich prüfen.Die Kritik an der Entscheidung zum Baumverzicht ging laut Ortsbürgermeister quer durch den Ort. Doch sei von den Kritikern auch keiner bereit gewesen, die Verantwortung zu übernehmen. Zustimmung habe es aber auch gegeben. Adam meint: "Ich halte mich hier in Serrig an die Vorschriften. Andere Ortsbürgermeister drücken da ein Auge zu."Der Serriger Ortsgemeinderat hat schließlich eine Lösung gefunden, die sich laut Adam an den rechtlichen Rahmenbedingungen orientiert und dieses Jahr erstmals umgesetzt wird: Auf einem acht Meter hohen, im Boden verankerten weißen Mast, der mit einem grünen Band umwickelt wurde (grün und weiß sind die Wappenfarben von Serrig), wird ein drei Meter großer Baumkronenaufsatz mit Kranz montiert. Der Mast hat den Vorteil, dass er auch anderweitig nutzbar ist. Adam: "Die Karnevalsgesellschaft hat während der Session ihr Banner dort aufgehängt." Den Aprilscherz vom vergangenen Jahr hat Egbert Adam laut eigener Aussage "abgehakt". Zunächst habe er sich geärgert, aber er habe den 3,5 Meter langen Baum nicht selbst aus seiner Einfahrt wegschaffen müssen. Es habe sich eine Lösung auf dem kleinen Dienstweg gefunden. Adam: "So was lässt man dann manchmal besser im Sand verlaufen."In anderen Orten hatte das Schreiben der Verbandsgemeindeverwaltung zum Maibaum weniger Auswirkungen. So stellt in Ockfen laut Ortschef Gerd Benzmüller die Gemeinde selbst den Baum auf, die Feuerwehr unterstützt lediglich. In Ayl hingegen beauftragt Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger seitdem die Wehrleute damit. Er sagt: "Die Wehr hat es früher auch gemacht, das sind erfahrene Leute. Es wäre schade, wenn dieses Brauchtum verloren ginge."Meinung

Maibaum hin, Paragrafen herDeutschland und seine Paragrafen: Ja, es gibt fast nichts, was nicht irgendwie geregelt ist. Vieles davon hat sicherlich seine Berechtigung, denn es wurde irgendwann mal ersonnen, weil sich irgendwo ein Unfall ereignet hat. Aber man kann auch überregulieren. Würde man sich strikt an die Vorschriften halten, gäbe es vermutlich kein Martinsfeuer mehr. Und auch der Jahrhunderte alte Maibaumbrauch wird zuweilen kompliziert. Da muss jeder Verantwortliche letztendlich seinen Weg finden und abwägen, was er an Risiko bereit ist zu tragen. Serrig hat seinen Weg mit einem Spezialbaum gefunden. Andere Orte machen es anders. Hauptsache der Maibaum bleibt im Dorf. m.maier@volksfreund.deExtra

Ayl: Die Freiwillige Feuerwehr lädt zum Tanz in den Mai am heutigen Samstag ab 15 Uhr auf dem Ayler Dorfplatz ein. Das Programm: 15 Uhr Auftritt der Minis des Musikvereins Ayl, 16 Uhr Aufstellen des Maibaums, dann: Spiele mit der Feuerwehr, Kinder dürfen in die Rolle von Feuerwehrmann oder -frau schlüpfen (wasserfeste Kleidung mitbringen), Kinderschminken und Stockbrot am Lagerfeuer, 19 Uhr Auftritt des Singkreises Ayl, 20 Uhr Party mit DJ Thomas. Kastel-Staadt: Der Maibaum in Kastel-Staadt wird heute um 17 Uhr aufgestellt. Kinder sind eingeladen, den Maibaum zu schmücken. Dann wird am Bürgerhaus auf dem Vorplatz weitergefeiert. Kirf: Der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr lädt für heute, 19 Uhr, alle Kirfer zum Aufstellen des Maibaums und für einen Umtrunk ein. Ort: am Feuerwehrgerätehaus in der Ringstraße. Ockfen: Der Maibaum in Ockfen wird heute um 17 Uhr geschlagen und anschließend auf dem Bürgerhausvorplatz aufgestellt. Saarburg-Beurig: Der Maibaum wird von der Freiwilligen Feuerwehr Löschzug Beu-rig am heutigen Samstag am Feuerwehrgerätehaus in der Serriger Straße in Beurig aufgestellt. Die Bürger sind ab 18 Uhr eingeladen. Danach wird bei Musik gefeiert. Schoden: Die Freiwillige Feuerwehr in Schoden errichtet den Maibaum in Schoden heute um 16 Uhr. Die Jugendfeuerwehr hat die Schodener Kinder zum gemeinsamen Gestalten der Bänder für den Baum eingeladen. Bevor der Maibaum aufgestellt wird, werden die Bänder an den Maibaum gehängt. Um 18 Uhr beginnt das zweite Schodener Türmchen-Turnier. Die Mannschaften aus Schoden treffen sich zum Aufwärmen, Probebauen und Lernen der Regeln um 17 Uhr. Serrig: Der Baum wird heute gegen 17.45 Uhr auf dem Petersplatz aufgestellt. Alle Bürger sind eingeladen. maiExtra

Woher der Maibaum-Brauch kommt, ist unklar. Es wurde gemutmaßt, dass er auf germanische Riten zurückgeht. Die Germanen haben Waldgottheiten verehrt. Andere Forscher haben Zusammenhänge zu mediterran antiken Fruchtbarkeitsbäumen gesehen. Doch eine durchgängige Tradition zu den heutigen Maibäumen lässt sich nicht herstellen. 1224 wurde die erste Maibaumaufstellung für Deutschland und zwar in Aachen dokumentiert. Diskutiert werden Einflüsse des Christentums, das heidnische Sitten unterdrückte. Die weltlichen Herscher sollen sich dem mancherorts angeschlossen haben. Hierauf könnte eine Unterbrechung der wieder eingeführten Tradition im frühen Mittelalter zurückzuführen sein. mai

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