Wechsel bei der CDU: Andreas Steier löst Bernhard Kaster ab als Bundestagdirektkandidat

Trier · Andreas Steier führt die CDU Trier/Trier-Saarburg in die Bundestagswahl 2017. Mit 78 Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und bei einer Enthaltung kürte die Wahlkreisversammlung den 44-jährigen Pellinger am Freitagabend zum Spitzenkandidaten.

Wechsel bei der CDU: Andreas Steier löst Bernhard Kaster ab als Bundestagdirektkandidat
Foto: Christiane Wolff

Trier. Gegenkandidaten wurden nicht vorgeschlagen an diesem Wahlabend in der City-Hall des IAT-Towers am Verteilerkreis. Es gab auch keine Nachfragen an Andreas Steier. Und auch keine Aussprache.
Die hatten die beiden CDU-Kreisverbände in Stadt und Landkreis am Freitagabend längst hinter sich. Denn Steier ist nicht der Wunschkandidat des Stadtverbandes gewesen. Doch nachdem Maximilian Monzel, Chef des Abfall-Zweckverbandes ART, und auch Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland, die angetragene Spitzenkandidatur abgelehnt hatten, waren der Trierer CDU kaum noch Alternativen geblieben.

Als der Kreisverband Trier-Saarburg dann aber Andreas Steier als offiziellen Kandidaten im gemeinsamen Wahlkreis verkündete, bevor der Stadtverband sich hinter den Pellinger gestellt hatte (der TV berichtete), stieß das einigen Stadt-CDUlern übel auf. Und auch, dass Bernhard Kaster nicht so eng in die Kandidatenaufstellung eingebunden war, wie sich der Noch-Bundestagsabgeordnete das gewünscht hatte, sorgte für Dissens.
Am Freitagabend schienen die Querelen allerdings vergessen.

Der Dank für Kaster war überschwänglich. "Er hat unsere Region bestens in Berlin vertreten", sagte CDU-Kreischef und Landtagsmitglied Arnold Schmitt. "Bernhard Kaster hat es geschafft, den Moselaufstieg in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans zu bringen", lobte Bernd Henter, Landtagsabgeordnete und Fraktionsvorsitzende im Kreistag. So einig, wie sich die Redner im Lob für den Trierer waren, so unisono riefen sie die Wahlkreisversammlung zur Unterstützung für den "Neuen" aus dem Landkreis auf. "Wir gehen als Titelverteidiger ins Rennen, wenn wir alle fest zusammenstehen, werden wir auch diesmal wieder das Direktmandat holen", appellierte Jörg Reifenberg, der als Vize-Chef der Trierer CDU den erkrankten Vorsitzenden Udo Köhler vertrat.

Die Ansprache von Noch-Bundstagsabgeordneter Kaster geriet dann fast zu einer kleinen Abschiedsrede. Der 59-Jährige nannte etliche Beispiele für sein Engagement in Berlin und seine Erfolge für die Region: Der Moselaufstieg im Bundesverkehrswegeplan, sein Einfluss auf das neue Weingesetz zugunsten der Winzer in Rheinland-Pfalz, die Bürgerdialoge und -gespräche zu den Themen Integration und Europa, die Experten-Konferenzen in Trier zum Bahnverkehr und zur Gesundheitspolitik. "Andreas Steier will ich gute Wünsche aussprechen. Er wird andere Schwerpunkte haben, ein anderes Profil. Dafür sage ich ihm meine Hilfe zu. Und meine Zurückhaltung, wo diese gewünscht ist." An die Partei appellierte Kaster, seinen Nachfolger zu unterstützen, "insbesondere, wenn es mal schwierig ist, wenn es mal nicht so gut läuft".
Die eigentliche Wahl ging dann schnell über die Bühne: Für Steier votierten 78 CDUler, fünf stimmten gegen ihn, unter den 84 abgegebenen Wahlzetteln gab es eine Enthaltung.

"Ich danke Ihnen für das Vertrauen", sagte Steier, der bei seiner Vorstellung immer wieder Parallelen zu seinem Job als Ingenieur bei einer luxemburgischen Firma zog, die Sensoren unter anderem für die Automobilindustrie herstellt. Er sei ein Krisenmanager, ein Problemlöser, sagte Steier. "Ein Mann, der mit beiden Beinen in der Wirtschaft steht", erklärte Kreisvorsitzender Schmitt. Betonung legte Steier auch auf seine Familie, seine US-amerikanische Ehefrau, die drei Kinder und die Oma. "Die wird am 17. September nächsten Jahres 80 Jahre alt ­ mal sehen, wie viel Zeit ich dann zum Gratulieren habe", scherzte der neue CDU-Direktkandidat mit Blick auf den möglicherweise gleichzeitigen Termin der Bundestagswahl.
Extra

Andreas Steier ist 1972 geboren und stammt gebürtig aus Pellingen. Er hat in Trier Abitur gemacht und Maschinenbau in Kaiserslautern studiert. Steier ist seit 25 Jahren bei der CDU, sitzt seit 2004 im Kreistag Trier-Saarburg und ist Vorsitzender CDU-Mittelstandsvereinigung der Region.
Meinung

Christiane Wolff

Keine einfache Mission für den "Neuen"

Mit Bernhard Kaster hat die CDU im Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg die Bundestagwahlen 2005, 2009 und 2013 drei Mal hintereinander gewonnen. 2017 könnte die Reihe enden. Denn zum viel geringeren Bekanntheitsgrad Steiers im Vergleich zum alten Haudegen Bernhard Kaster kommt, dass die (noch nicht erneut offiziell nominierte) SPD-Gegenkandidatin Katarina Barley mittlerweile Generalsekretärin ihrer Partei ist. Sie hat damit nicht nur an politischem Gewicht, sondern auch an Prominenz und Beliebtheit deutlich zugelegt.
Verliert die CDU das Direktmandat, wäre es ein weiterer Tiefschlag nach zwei verlorenen Oberbürgermeisterwahlen in Trier und einer missglückten Landtagswahl.
c.wolff@volksfreund.de

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