Die unterschiedlichen Typen von Jugendlichen

Trier · Sieben verschiedene Typen von Jugendlichen macht die Sinus-Studie aus. Dabei werden die vielfältigen Lebenswelten der 14- bis 17-Jährigen analysiert. Schulpolitik und Schulen können daraus lernen.

Die unterschiedlichen Typen von Jugendlichen
Foto: TV

Konservativ-Bürgerliche ...
Die familien- und heimatorientierten Bodenständigen mit Traditionsbewusstsein und Verantwortungsethik.

haben den Wunsch, an der bewährten gesellschaftlichen Ordnung festzuhalten;
betonen eher Selbstdisziplinierung als Selbstentfaltung;
haben eine geringe Lifestyle-Affinität und Konsumneigung und kein Interesse, sich über Äußerlichkeiten zu profilieren;
bezeichnen sich selbst als unauffällig, sozial, häuslich, heimatnah, gesellig und ruhig;
sie empfinden sich als für das eigene Alter bereits sehr erwachsen und vernünftig;
stellen die Erwachsenenwelt nicht in Frage, sondern versuchen, möglichst schnell einen sicheren und anerkannten Platz darin zu finden;
wünschen sich eine plan- und berechenbare "Normalbiografie" (Schule, Ausbildung, Beruf, Ehe, Kinder) und erachten Ehe und Familie als Grundpfeiler der Gesellschaft.

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Adaptiv-Pragmatische ...
Der leistungs- und familienorientierte moderne Mainstream mit hoher Anpassungsbereitschaft.

sind sehr anpassungs- und kompromissbereit, orientieren sich am Machbaren und versuchen, ihren Platz in der Mitte der Gesellschaft zu finden;
sehen sich als verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger, die dem Staat später nicht auf der Tasche liegen wollen; grenzen sich deutlich von Menschen mit einer geringen Leistungsbereitschaft ab;
möchten im Leben viel erreichen, sich Ziele setzen und diese konsequent, fleißig und selbstständig verfolgen; es ist ihnen wichtig, vorausschauende und sinnvolle Entscheidungen zu treffen;
streben nach einer bürgerlichen Normalbiografie und nach Wohlstand, jedoch nicht nach übertriebenem Luxus;
haben ein ausgeprägtes Konsuminteresse, jedoch mit rationaler Regulation;
verbinden mit Kultur in erster Linie Unterhaltungs-, Erlebnis- und Entspannungsansprüche; orientieren sich am populären Mainstream.

Sozialökologische ...
Die nachhaltigkeits- und gemeinwohlorientierten Jugendlichen mit sozialkritischer Grundhaltung und Offenheit für alternative Lebensentwürfe.

betonen Demokratie, Gerechtigkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit als zentrale Pfeiler ihres Wertegerüsts;
sind sehr altruistisch motiviert und am Gemeinwohl orientiert;
möchten andere von ihren normativen Ansichten überzeugen (Sendungsbewusstsein);
haben einen hohen normativen Anspruch an den eigenen Freundeskreis; suchen Freunde mit Niveau und Tiefe;
distanzieren sich von materialistischen Werten;
halten Verzicht nicht für einen Zwang, sondern für ein Gebot; kritisieren die Überflussgesellschaft;
sind sehr aufgeschlossen gegenüber anderen Kulturen und lehnen Rassismus ab; sind fortschrittsskeptisch;
haben ausgesprochen vielfältige Freizeitinteressen; sind kulturell sehr interessiert (auch Hochkultur) und finden dabei vor allem Kunst und Kultur mit einer sozialkritischen Message spannend.

Expeditive ...
Die erfolgs- und lifestyle-orientierten Networker auf der Suche nach neuen Grenzen und unkonventionellen Erfahrungen.

streben nach einer Balance zwischen Selbstverwirklichung, Selbstständigkeit und Hedonismus sowie Pflicht- und Leistungswerten, Zielstrebigkeit und Fleiß;
sind flexibel, mobil, pragmatisch; möchten den eigenen Erfahrungshorizont ständig erweitern;
haben eine geringe Kontroll- und Autoritätsorientierung;
möchten nicht an-, sondern weiterkommen; halten ein erwachsenes Leben ohne Aufbrüche (noch) für unvorstellbar;
sehen sich selbst als urbane, kosmopolitische Hipster;
bezeichnen sich als interessant, einzigartig, eloquent und stilsicher; möchten sich von der grauen Masse abheben;
haben ein ausgeprägtes Marken- und Trendbewusstsein;
sind auf der Suche nach vielfältigen Erfahrungsräumen, z. B. modernes Theater, Kunst, Malerei; es zieht sie in den öffentlichen Raum und die angesagten Locations, dorthin, wo die Musik spielt, wo die Leute spannend und anders sind.

Prekäre ...
Die um Orientierung und Teilhabe bemühten Jugendlichen mit schwierigen Startvoraussetzungen und Durchbeißermentalität.

Jugendliche in der Prekären Lebenswelt haben von allen Jugendlichen die schwierigsten Startvoraussetzungen (meist bildungsfernes Elternhaus, häufig Erwerbslosigkeit der Eltern, Familieneinkommen an oder unterhalb der Armutsgrenze etc.);
schämen sich oft für die soziale Stellung ihrer Familie;
sind bemüht, die eigene Situation zu verbessern, sich nicht (weiter) zurückzuziehen und entmutigen zu lassen;
haben eine eher geringe Affinität zum Lifestyle-Markt;
äußern deutlich den Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung und danach, auch mal etwas richtig gut zu schaffen, nehmen aber wahr, dass das nur schwer gelingt;
finden die Gesellschaft unfair und ungerecht; nehmen geringe Aufstiegsperspektiven wahr, was bei einigen in dem Gefühl resultiert, dass sich Leistung nicht lohnt.

Experimentalistische Hedonisten ...
Die spaß- und szeneorientierten Nonkonformisten mit Fokus auf Leben im Hier und Jetzt.

möchten das Leben in vollen Zügen genießen; hegen den Wunsch nach ungehinderter Selbstentfaltung;
möchten das eigene Ding machen und Grenzen austesten;
legen großen Wert auf kreative Gestaltungsmöglichkeiten und sind oft phantasievoll, originell und provokant;
finden Routinen langweilig und haben die geringste Affinität zu typisch bürgerlichen Werten;
möchten mit ihrer Werthaltung (bewusst) anecken;
möchten aus der Masse hervorstechen,
distanzieren sich vom Mainstream, lieben das Subkulturelle und Undergroundige und haben daher eine große Affinität zu Jugendszenen
lieben die (urbane) Club-, Konzert- und Festivalkultur;
distanzieren sich von der klassischen Hochkultur;
bemühen sich, immer mehr Freiräume von den Eltern zu erkämpfen, um Freizeit unabhängig gestalten zu können.

Materialistische Hedonisten ...
Die freizeitorientierte Unterschicht mit ausgeprägten markenbewussten Konsumwünschen.

sind sehr konsum- und markenorientiert: Kleidung, Schuhe und Modeschmuck sind ihnen äußerst wichtig, weil sie Anerkennung garantieren;
halten Harmonie, Zusammenhalt, Treue, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Anstand für wichtige Werte;
lehnen Kontroll- und Autoritätswerte ab;
möchten Spaß und ein gechilltes Leben haben;
Shoppen, Party und Urlaub gelten als die coolsten Sachen der Welt;
lehnen einerseits Vandalismus, Aggressivität, illegale Drogen, sinnloses Saufen etc. ab, verteidigen andererseits ihr Recht auf exzessives Feiern als Teil eines freiheitlichen Lebensstils;
stehen der Hochkultur sehr distanziert gegenüber;
sie haben damit in ihrem Alltag in der Regel kaum Berührungspunkte;
sie orientieren sich klar am Mainstream.

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